CASE STUDY
Green Finance Alliance
Österreichs Klimainitiative für einen nachhaltigeren Finanzmarkt
Von immer häufiger werdenden Wetterextremen bis hin zu ökonomischen Kosten der Erderhitzung werden laufend neue Zahlen zur Klimakrise veröffentlicht. All dies zeigt deutlich, dass wir uns inmitten einer globalen Krise befinden. Die positive Nachricht: Wir haben es jetzt noch in der Hand, wirkungsvolle Klimaschutzmaßnahmen zu setzen. Weltweit ist genügend Kapital vorhanden, um die Treibhausgasemissionen rasch zu reduzieren. Die Aufgabe ist es nun, entschlossen und rasch zu handeln. Dafür ist die Zusammenarbeit von privaten und öffentlichen Institutionen auf verschiedenen Ebenen eine wichtige Voraussetzung. Das österreichische Klimaschutzministerium hat daher 2022 die Green Finance Alliance (GF-Alliance) ins Leben gerufen. Als wegweisende Initiative zeigt sie, wie eine zielführende Zusammenarbeit zwischen Staat und Finanzsektor zur Bekämpfung der Klimakrise aussehen kann.
Weltweit einzigartig: Schulterschluss gegen die Klimakrise
Die GF-Alliance wurde in einem Dialog mit zentralen Stakeholdern der österreichischen Finanzbranche entwickelt und öffentlich konsultiert. In ihrer Governance-Struktur ist die Initiative von den Mitgliedern unabhängig. Das bedeutet, Finanzunternehmen haben weder auf die Festlegung der Kriterien noch auf das jährliche Monitoring Einfluss. Diese Kombination aus Entscheidungsunabhängigkeit, verpflichtenden wissenschaftsbasierten Kriterien sowie klaren Konsequenzen bei deren Nicht-Erfüllung, macht die Initiative weltweit einzigartig und so zu einem globalen Paradebeispiel, wie ein Schulterschluss zwischen Staat und Finanzsektor aussehen kann.
Das gebündelte Fachwissen der Expert:innen der Koordinierungsstelle und des GF-Alliance Beirats wird im Rahmen von Webinaren, Workshops und bilateralen Gesprächen an die Mitglieder weitergegeben. Dieses Know-how wiederum nutzen die Mitglieder, um die Geldflüsse Schritt für Schritt entsprechend dem Pariser Übereinkommen auszurichten. Als Mitglied können sich Banken, Versicherungen, Kapitalanlagegesellschaften, Pensionskassen sowie betriebliche Vorsorgekassen mit Sitz in Österreich bewerben.
Wissenschaftsbasierte Kriterien als Kernstück
Hauptziel der GF-Alliance ist es, Klimaneutralität bis 2050 für das Kerngeschäft ihrer Mitglieder zu erreichen. Die Initiative deckt über 65 Kriterien ab, die das Kredit-, Investment- oder Underwriting- Portfolio sowie die Betriebsökologie der Finanzunternehmen erfassen. Zur effizienten Umsetzung werden bestehende internationale Standards und Methoden evaluiert und in der GF-Alliance integriert, wie beispielsweise der PCAF-Standard zur Treibhausgas-Bilanzierung oder die SBTi-Methode zur Portfolio- Zielsetzung. Die Kriterien-Erfüllung wird im jährlichen Monitoring- Prozess überprüft. Dort, wo Kriterien nicht erfüllt werden, erhalten die Mitglieder Nachbesserungsaufträge.
Im Kreditgeschäft werden Kriterien umgesetzt, die einen schrittweisen Ausstieg aus der Finanzierung fossiler Energieträger vorsehen. Seit 2022 dürfen für Kohle und unkonventionelles Erdöl keine neuen Investitionen in deren Infrastrukturausbau getätigt werden, ab 2024 gilt das für konventionelles Erdöl und ab 2025 für Erdgas. Die Vorgaben betreffen nur die Finanzierung von Unternehmen und Geschäftsaktivitäten, die in den Ausbau der fossilen Infrastruktur investieren. Unternehmen, die ernsthaft eine Transition durchführen und nicht in den Ausbau fossiler Geschäftsaktivitäten investieren, dürfen und sollen weiterhin begleitet werden. Ein Ausstieg aus fossilen Energieträgern im Bestandsportfolio ist bis 2030 (für Kohle und Erdöl) bzw. bis 2035 (für Erdgas) vorgesehen. Weitere Kriterien wie die Einführung einer Klima- sowie Engagement-Strategie, jährliche Fortschrittsberichte, die Offenlegung der finanzierten Emissionen sowie die Einführung von kurz-, mittel- und langfristigen Zielen sollen sicherstellen, dass Klimaschutz in die DNA der Finanzunternehmen integriert wird.
Die Mitglieder der Green Finance Alliance Allianz Elementar Versicherungs-AG, BKS Bank AG, fair-finance Vorsorgekasse AG, HYPO Oberösterreich, Raiffeisenbank Gunskirchen eGen, Raiffeisen Landesbank Vorarlberg, UniCredit Bank Austria AG, UNIQA Insurance Group AG, VBV-Pensionskasse AG, VBV-Vorsorgekasse AG
Weitere Informationen zur Initiative: https://www.bmk.gv.at/green-finance/alliance.html
Autor:innen:
Mabel Reitbauer und Caroline Vogl-Lang sind Referentinnen in der Abteilung Grüne Finanzen und nachhaltige Wirtschaft des Bundesministeriums für Klimaschutz. Gemeinsam mit Pedram Payami und einem Team im Umweltbundesamt arbeiten sie an der Green Finance Alliance.