Methodik und Inhalt des FNG-Marktberichts
Jedes Jahr befragen wir Asset Manager, Asset Owner und Banken nach ihren nachhaltigen und verantwortlichen Assets, Anlagestrategien und Produkten.
Hier finden Sie sowohl Informationen zu unserer Methodik und den Berichtsteilnehmende als auch ein Glossar mit Definitionen der wichtigsten Fachbegriffe aus der nachhaltigen Investmentbranche.
Datenerhebung und Abgrenzung
Seit 2005 erhebt das FNG Daten zu den nachhaltigen Anlagemärkten in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Seit dem Marktbericht 2019 wird die Erhebung des Schweizer Anlagemarktes von Swiss Sustainable Finance (SSF) vorgenommen. In diesem Jahr veröffentlicht das SSF die Zahlen für die Schweiz, die auf Basis einer neuen Methodik erhoben wurden, in einem separaten Bericht.
Die Marktzahlen des aktuellen Marktberichts liegen zum Stichtag 31. Dezember 2022 vor und beziehen sich somit auf das letzte Kalenderjahr. Die Fragebögen wurden im ersten Quartal des Jahres 2023 durch das FNG verschickt und ausgewertet. Um Überschneidungen und Doppelzählungen zu vermeiden, werden die angegebenen Vermögen den einzelnen Ländern zugerechnet, in denen sie verwaltet werden.
Wir fragen jedes Jahr nach dem Gesamtvolumen der nachhaltig und verantwortlich verwalteten Vermögen und den produktspezifisch oder auch übergreifend (also auf die gesamte Unternehmensstruktur) angewandten nachhaltigen Anlagestrategien und Asset-Klassen. Für den FNG-Marktbericht werden neben den FNG-Mitgliedern weitere Akteure aus der Branche für die Datenerhebung einbezogen. Dafür betrachten wir sowohl Nachhaltigkeitspioniere als auch konventionelle Asset Manager und Asset Owner, um zu erfahren, ob neue nachhaltige Produkte aufgesetzt wurden oder ob bei bestehenden Investmentfonds die Anwendung von Nachhaltigkeitskriterien eingeführt wurde. Dies macht den Marktbericht zu einer wichtigen und zuverlässigen Datenquelle.
Die erhobenen Daten wurden auf Konsistenz geprüft. Trotzdem bleibt der FNG-Marktbericht eine auf Selbstauskünften basierende Umfrage. Eine Herausforderung stellte in diesem Jahr die verglichen mit den Vorjahren geringere Rücklaufquote dar (Teilnehmende D 2022: 73; 2023: 56): Auf Nachfrage wurde auf den hohen Umsetzungsaufwand regulatorischer Vorgaben und damit fehlende Ressourcen verwiesen.
Nachhaltige Anlagestrategien
Das FNG hat die folgende acht Anlagestrategien erhoben:
Ausschlusskriterien
Dieser Ansatz schließt systematisch bestimmte Investments oder Investmentklassen wie Unternehmen, Branchen oder Länder vom Investment-Universum aus, wenn diese gegen spezifische Kriterien verstoßen.
Best-in-Class
Anlagestrategie, nach der – basierend auf ESG-Kriterien – die besten Unternehmen innerhalb einer Branche, Kategorie oder Klasse ausgewählt werden.
Engagement
Langfristig angelegter Dialog mit Unternehmen, um deren Verhalten bezüglich ESG-Kriterien zu verbessern.
Impact Investment
Investitionen in Unternehmen, Organisationen oder Fonds mit dem Ziel, neben finanziellen Erträgen auch Einfluss auf soziale und ökologische Faktoren zu nehmen.
ESG-Integration
ESG = Englisch für Environmental, Social and Governance; steht für Umwelt, Soziales und gute Unternehmensführung bzw. Governance.
Explizite Einbeziehung von ESG-Kriterien bzw. -Risiken in die traditionelle Finanzanalyse.
Nachhaltige Themenfonds
Investitionen in Themen oder Assets, die mit der Förderung von Nachhaltigkeit zusammenhängen und einen ESG-Bezug haben.
Normbasiertes Screening
Überprüfung von Investments nach ihrer Konformität mit bestimmten internationalen Standards und Normen, z. B. dem UN Global Compact, den OECD-Leitsätzen für multinationale Unternehmen oder den ILO-Kernarbeitsnormen.
Stimmrechtsausübung
Die Ausübung von Aktionärsrechten auf Hauptversammlungen, um die Unternehmenspolitik bezüglich ESGKriterien zu beeinflussen. Die Stimmrechtsausübung ist Teil des ESG-Engagement.
MiFID-II-Konformität von nachhaltigen Publikumsfonds
Zum 2. August 2022 traten weitreichende Änderungen der EUFinanzmarktrichtlinie (Markets in Financial Instruments Directive II, MiFID II) in Kraft. Neben einer verbindlichen Abfrage von Nachhaltigkeitspräferenzen im Beratungsgespräch wird durch die Änderungen von MiFID II auch definiert, welche Produkte den Nachhaltigkeitspräferenzen entsprechen. Die Definition nachhaltiger Produkte nach MiFID II unterscheidet sich dabei von jener der OffVO. Als den Kundenpräferenzen entsprechendes nachhaltiges Produkt dürfen nur Fonds angeboten werden, die als Artikel-8-Produkt oder Artikel-9-Produkt klassifiziert sind und darüber hinaus mindestens eines der folgenden Merkmale aufweisen:
- Mindestanteil ökologisch-nachhaltiger Anlagen gemäß EUTaxonomie
- Mindestanteil nachhaltiger Investitionen gemäß OffVO
- Berücksichtigung negativer Auswirkungen auf Nachhaltigkeitsfaktoren (PAIs)
Um darüber hinaus die Entwicklungen der Einordnung gemäß OffVO im Detail darzustellen, wird das Volumen der mit Artikel 8 und 9 konformen Produkte erfasst und davon wiederum der Anteil, der MiFID-II-konform ist und dementsprechend nach Äußerung der Nachhaltigkeitspräferenz angeboten werden kann.
Berichtsteilnehmende
Für den diesjährigen Marktbericht stellten 56 Berichtsteilnehmende aus Deutschland und 22 aus Österreich Daten zu ihren nachhaltigen Anlagen zur Verfügung.
Unterscheidung zwischen Nachhaltigen Geldanlagen
und verantwortlichen Investments
Bei der Erhebung des Marktberichts unterscheidet das FNG zwischen Nachhaltigen Geldanlagen und verantwortlichen Investments.
Nachhaltige Geldanlagen nach der Offenlegungsverordnung
Die Methodik für die Erhebung zum Marktbericht orientiert sich an der EU-Regulatorik. Die Klassifizierung nach Artikel 8 und 9 OffVO stellt auch für den diesjährigen Bericht das Grundgerüst für die Definition Nachhaltiger Geldanlagen dar. Daneben erhebt das FNG, wie unten beschrieben, die Kund:inneneinlagen und Eigenanlagen5 von Nachhaltigkeitsbanken und addiert diese zur Summe Nachhaltiger Geldanlagen hinzu.
Obwohl es auch unter den Berichtsteilnehmenden unterschiedliche Auffassungen gibt, ob es sich bei sämtlichen nach Artikel 8 und 9 klassifizierten Produkten um nachhaltige Produkte handelt, bietet diese Einordnung doch aktuell eine klare Orientierung.
Wir sind uns bewusst, dass im Markt und auch von der Aufsicht (z.B. von der ESMA) andere Methodiken benutzt werden. Eurosif hat im Juli 2022 ein White Paper vorgelegt, auf dessen Basis eine neue Methodik erarbeitet wird. Wir sind an diesem Prozess beteiligt und werden unsere Methodik vor der nächsten Erhebung erneut überprüfen.
Verantwortliche Investments
Nachhaltigkeitskriterien werden bei den verantwortlichen Investments auf der institutionellen Ebene verankert, sodass die herangezogenen Kriterien auf alle Assets angewendet werden. Die Unterscheidung zwischen Nachhaltigen Geldanlagen und verantwortlichen Investments wurde mit dem FNG-Marktbericht 2018 eingeführt, da immer mehr Unternehmen sich auf institutioneller Ebene an bestimmten Normen, Standards oder Prinzipien orientieren und diese auf alle Geschäftsfelder anwenden. Hierbei handelt es sich in der Regel um Selbstverpflichtungen, deren Nichteinhaltung allerdings keine rechtlichen Konsequenzen nach sich ziehen. Dies muss jedoch nicht bedeuten, dass verantwortliche Investments zwangsläufig weniger nachhaltig sind als Nachhaltige Geldanlagen.
Da institutionell festgelegte Nachhaltigkeitskriterien auch für Nachhaltige Geldanlagen gelten, sind diese als Teilsumme verantwortlicher Investments zu sehen.
Verantwortliche Investments (Institutionsebene)
Definition:
Verantwortliche Investor*innen und Asset Manager gestalten ihre Investmentprozesse unter angemessener Berücksichtigung von ökologischen, sozialen und Governance-bezogenen Aspekten und wenden entsprechende Anlagestrategien an. Sie richten sich nach öffentlichen Standards und Prinzipien, halten ihre Strategie zum verantwortlichen Investieren schriftlich fest und informieren über ihre Aktivitäten, Anlagestrategien und ESG-Grundsätze.
Umsetzung
- Bekenntnis zu öffentlichen Standards oder Prinzipien
- Umsetzung durch folgende nachhaltige Anlagestrategien: Ausschlüsse, Engagement, Integration, normbasiertes Screening, Stimmrechtsausübung
Nachhaltige Geldanlagen (Produktebene)
Definition:
Nachhaltige Geldanlagen ist die allgemeine Bezeichnung für nachhaltige Produkte und Anlagevehikel, die ökologischen, sozialen und Governance-bezogenen Aspekte explizit in ihren Anlagebedingungen berücksichtigen. Es beinhaltet eine schriftlich formulierte Anlagepolitik zur Nutzung von ESG-Kriterien.
Umsetzung
- Folgende nachhaltige Anlagestrategien finden Berücksichtigung: Ausschlüsse, Best-in-Class, Engagement, Impact Investing, Integration, nachhaltige Themenfonds, normbasiertes Screening, Stimmrechtsausübung
Spezialbanken mit Nachhaltigkeitsfokus
Banken, die Nachhaltigkeitsaspekte vollständig in ihr Kerngeschäft integrieren, fließen in die Summe der Nachhaltigen Geldanlagen ein. Hierbei werden Kund:inneneinlagen, also jegliches Bankguthaben, und Sparbriefe gezählt, die im Einlagengeschäft und bei der Kreditvergabe zum Einsatz kommen. Die Daten zu den Volumina der Nachhaltigkeitsbanken werden seit 2011 erhoben. Auf Seite 20 ist zudem dargestellt, bei welchen Instituten es sich um eine Spezialbank mit Nachhaltigkeitsfokus handelt.
[5] Abgezogen werden Eigenanlagen in Fonds und Mandaten, um eine Doppelzählung zu vermeiden.