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Das SAFE-Rahmenwerk als Schlüssel zur Nahrungssicherheit

Der derzeit vorherrschende Wohlstand in vielen (entwickelten) Ländern lässt sich anhand des technischen, wirtschaftlichen und sozialen Fortschritts der vergangenen Jahrzehnte in vielerlei Hinsicht erklären. Aus ökologischer und umweltwissenschaftlicher Sicht sieht das Bild jedoch ganz anders aus, sodass heutige und vor allem zukünftige Generationen die negativen Folgen der Belastung des Erdsystems (planetare Grenzen) bereits zu spüren bekommen.

Das Überschreiten dieser Grenzen erhöht das Risiko, großflächige abrupte oder irreversible Umweltveränderungen zu erzeugen, die auch das Wirtschaftswachstum hemmen und Kosten verursachen.

Je nach Verbrauch natürlicher Ressourcen, Bevölkerungswachstum, technologischem Fortschritt und Wirtschaftsleistung können verschiedene Volkswirtschaften unterschiedliche Wachstumspfade einschlagen. Allerdings dürfte das globale Bevölkerungswachstum bestehende Pfade unhaltbar machen, sodass ein umfassender und disruptiver Strukturwandel notwendig erscheint. Die Einbettung der Natur in den gesellschaftlichen Entscheidungsprozess ist entscheidend für die Aufrechterhaltung menschlicher und wirtschaftlicher Bedürfnisse.

Dabei war und ist die Nahrungssicherheit eine Notwendigkeit des menschlichen Lebens. Infolgedessen haben sich Gesellschaften darum bemüht, Verknappungen oder Unterbrechungen in der Lebensmittelversorgung zu verhindern. Viele haben von diesen Bemühungen profitiert. Für Verbraucher in Industrieländern und vielen Schwellenländern stellte die Nahrungssicherheit seit vielen Jahrzehnten kein akutes Problem mehr dar. Globaler Handel, kombiniert mit stetigen Verbesserungen der landwirtschaftlichen Technologien, hat einen zuverlässigen Zugang zu einer großen Auswahl an Lebensmitteln ermöglicht.

Andere hatten jedoch weniger Glück: Für weniger wohlhabende Menschen oder Volkswirtschaften wurde das Problem der Nahrungssicherheit nie wirklich gelöst. Laut der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen leiden heute mehr als 800 Millionen Menschen an Mangelernährung – Tendenz steigend. Dies ist jedoch nicht nur auf die Lebensmittelproduktion, sondern auch auf die Lebensmittelverschwendung und Konsumgewohnheiten zurückzuführen.

Jüngste Entwicklungen haben jedoch den Strukturwandel und das Thema Nahrungssicherheit wieder in den Vordergrund unserer Aufmerksamkeit gerückt. Die Gefahr einer physischen Versorgungsunterbrechung – wobei der Krieg in der Ukraine weiteren Druck auf die bereits durch die COVID-19-Pandemie belasteten Lieferketten ausübt – wurde von starken Preiserhöhungen für viele Rohstoffe begleitet, die selbst Verbraucher in Industrieländern beunruhigen. Ärmere Volkswirtschaften könnten vor existenzielleren Schwierigkeiten stehen, wenn es darum geht, nur eine angemessene Versorgung zu gewährleisten.

Diese Herausforderung ist höchst unerwünscht, aber nicht völlig überraschend. Seit vielen Jahren ist klar, dass die weltweite Nahrungsmittelversorgung nicht (unendlich) steigen kann, dass das aktuelle Ernährungssystem anfällig für externe Schocks ist und selbst unter normalen Umständen einen großen Teil der Weltbevölkerung nicht ausreichend ernähren kann. Laut einem kanadischen Forschungsinstitut (International Institute for Sustainable Development) müssten unter immer schwierigeren Bedingungen rund 60% mehr Lebensmittel produziert werden, um eine Weltbevölkerung von rund 9,9 Milliarden zu ernähren (Hochrechnung für das Jahr 2050). Aber auch die Verfügbarkeit von Frischwasser stellt eine Bedrohung dar. Obwohl Wasser etwa 70% unseres Planeten bedeckt, ist der Süßwasserreichtum mit weniger als 3% des gesamten Wassers unglaublich gering: Laut Prognosen der Vereinten Nationen werden bis Mitte des Jahrhunderts weltweit 7 Milliarden Menschen von Wasserarmut oder -knappheit betroffen sein.

Eine intakte Biodiversität ist daher sowohl für die Wasserversorgung als auch die Nahrungssicherheit von enormer Bedeutung. In Europa sind jedoch sogar geschützte Landschaften in einem schlechten Zustand und nur knapp 16% der Lebensräume werden gemäß den EU-Naturschutzrichtlinien als gesund eingestuft. Unser globales Ernährungssystem ist nicht nur die Hauptursache für den Biodiversitätsverlust, sondern auch der Haupttreiber der globalen Treibhausgasemissionen. Das System folgt dem "Paradigma billiger Lebensmittel" (d.h. Reduzierung der Lebensmittelkosten und Steigerung der Produktivität durch u.a. erhöhten Einsatz von Düngemitteln und Pestiziden oder die weitere Abholzung von Wäldern zur Gewinnung neuer Agrarflächen). Das bedeutet, dass pro Anbaufläche mehr Treibhausgasemissionen freigesetzt werden, um den steigenden Bedarf zu decken. Das globale Ernährungssystem ist jedes Jahr für mindestens 1,6 Milliarden Tonnen Kohlendioxid verantwortlich, was einem Drittel aller vom Menschen verursachten globalen Emissionen entspricht.

Daher stehen wir vor einigen grundlegenden Entscheidungen in Bezug auf die künftige Nahrungsmittelproduktion. Dabei sollten für die zukünftige Nahrungssicherheit vier Anforderungen erfüllt werden, die sich im SAFE-Rahmenwerk zusammenfassen lassen:

Technologie war in der Vergangenheit ein Motor für das Wachstum der landwirtschaftlichen Produktion, daher ist es nicht verwunderlich, dass es Hoffnungen gibt, dass Agrartechnologien dazu beitragen könnten, eine nachhaltigere Geschäftsstrategie zur Verbesserung der globalen Nahrungsmittelversorgung zu erreichen. Neben technologiebasierten Lösungen können naturbasierte Lösungen (Nature-based Solutions) in manchen Situationen günstiger und langlebiger sein – und bieten zudem branchenübergreifende Synergieeffekte. Chancen bestehen auch weit über das unmittelbare Ernährungssystem hinaus – zum Beispiel durch eine verbesserte Lebensmittelverwertung und weniger Abfall. Eine bessere Lebensmittelverteilung, Lebensmittelkonservierung und Zugang zu Lebensmitteln sind Schlüsselelemente für sinnvolle Veränderungen im breiteren Lebensmittelökosystem. Da Politik, Technologie und Institutionen eng miteinander verknüpft sind, erscheint ein integrierter Ansatz sinnvoll.

Mit zunehmenden globalen Herausforderungen (an sozioökonomischen, ökologischen und politischen Fronten) wird sich die Art und Weise, wie wir über Lebensmittel denken (von der Produktion über die Vermarktung bis zum Konsum), von „Reaktion und Antwort“ zu „Vorhersage und Prävention“ verschieben.

Die damit verbundenen Lösungsansätze sollten flexibel ausgestaltet sein und von der Exponiertheit eines Landes im globalen Handelssystem abhängen. Es ist davon auszugehen, dass unterschiedliche Ansätze koexistieren werden, da kein universeller („one-size-fits-all“) Ansatz möglich erscheint.

Die Deka nutzt Engagement als Werkzeug der Transformation. Hier hat die Deka eine sektorspezifische Übersicht an Themen wie Wasser- und Landnutzung, Biodiversität, etc. erstellt, die für den jeweiligen Sektor besonders relevant sind. Darüber hinaus fließen Inputfaktoren von externen Datenanbietern und proprietäres ESG-Research von Sektorverantwortlichen in das Deka-interne ESG-Risikostufensystem ein, um Risiken zu identifizieren und zu bewerten. Dies ermöglicht einen ausdifferenzierten ESG-Investmentprozess und sichert eine hohe Qualität.

Eine umfassende Bewertung von Ernährungssystemen, insbesondere im Hinblick auf naturbedingte Risiken, kann eine bessere Risikoanalyse liefern, Risikotreiber identifizieren und zu einem besseren Verständnis der Funktionsweise von Ernährungssystemen führen. Die Wahrnehmung (lokal vs. global) sowie der zeitliche Rahmen (kurzfristig vs. langfristig) sollten berücksichtigt werden und können je nach Perspektive zu unterschiedlichen Ergebnissen führen.

Denn eines ist sicher: Auch wenn der Preisdruck nachlässt, wird sich die Biodiversitätsdebatte intensivieren. Mehr Informationen und eine offene Debatte sind erforderlich, um neue und kohärente Strategien für die globale Nahrungssicherheit zu entwickeln.

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Die DekaBank ist das Wertpapierhaus der Sparkassen, gemeinsam mit ihren Tochtergesellschaften bildet sie die Deka-Gruppe.

Mit Total Assets in Höhe von 371,8 Mrd. Euro (per 31.12.2022) sowie mehr als 5,3 Millionen betreuten Depots ist sie einer der größten Wertpapierdienstleister und Immobilien-Asset Manager in Deutschland. Sie eröffnet privaten und institutionellen Anlegern Zugang zu einer breiten Palette an Anlageprodukten und Dienstleistungen. Die DekaBank ist fest verankert in der Sparkassen-Finanzgruppe und richtet ihr Angebotsportfolio ganz nach den Anforderungen ihrer Eigentümer und Vertriebspartner im Wertpapiergeschäft aus.